Der drohende US-Shutdown sorgt für Nervosität, die Firmen im S&P 500 erzielen hohe Eigenkapitalrenditen, und Indiens Wirtschaft könnte bis 2030 jährlich zweistellig wachsen.

USA: Warnung vor Zahlungsausfall

Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ist im September von 1,30 auf zuletzt 1,54 Prozent gestiegen. Die Warnung zweier US-Notenbanker zu Wochenbeginn könnte diese Entwicklung zuletzt unterstützt haben: Sie warnten vor einer signifikanten Unterschätzung der mit einem möglichen Zahlungsausfall der US-Regierung verbundenen Risiken durch die Märkte und zogen Parallelen zur Liquiditätskrise der Anleihemärkte im März 2020. Damals kam es in Folge hoher Unsicherheiten über die Auswirkungen der sich weltweit ausbreitenden Pandemie zu einem massiven Ausverkauf selbst der als „sichere Häfen“ erachteten US-Staatsanleihen. Die US-Notenbank musste intervenieren und die Handelbarkeit der Anleihen durch Liquiditätsspritzen in Billionenhöhe sichern. Zur Vermeidung eines Regierungs-Shutdowns bleibt der Biden-Administration noch Zeit bis morgen um 24 Uhr. Bis dahin muss eine neue Budgetregelung durch den US-Senat. Für eine Einigung über die Schuldenobergrenze blieben dann noch geschätzt zwei bis sechs Wochen; anderenfalls würde der Zahlungsausfall der US-Regierung drohen. Ich rechne weiterhin mit einer rechtzeitigen politischen Lösung – bis dahin allerdings auch mit hoher Nervosität an den internationalen Kapitalmärkten.

Eigenkapitalrendite: US-Konzerne überzeugen

Die durchschnittliche Eigenkapitalrendite der S&P-500-Unternehmen betrug in den zurückliegenden vier Quartalen 19,6 Prozent – fast fünf Prozentpunkte mehr als zwölf Monate zuvor. Pro 100 US-Dollar Eigenkapital erwirtschafteten US-Großkonzerne damit fast 20 US-Dollar Gewinn, die sie reinvestieren oder an Aktionäre ausschütten können. Seit 1975 lag die Eigenkapitalrendite nur in zwei Prozent der Zeitabschnitte höher. Verantwortlich für den Anstieg ist hauptsächlich die schnelle Erholung der Margen, die derzeit auf Rekordhoch liegen. Vorausschauend könnten unter anderem Lieferkettenengpässe, steigende Lohnkosten und mögliche Steuererhöhungen dafür sorgen, dass die Profitabilität der Unternehmen etwas sinkt. Allerdings wäre eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von etwa 17 Prozent im internationalen Vergleich immer noch ein Spitzenwert. In einem langfristig ausgerichteten und gut diversifizierten Portfolio kommen Anleger an US-Aktien kaum vorbei.

Indien: Studie verbreitet Zuversicht

Recht beeindruckend stieg der indische Sensex-Aktienleitindex in den vergangenen Wochen nahezu täglich auf neue Rekordhochs und notiert aktuell 25 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Eine Analysten-Studie, die zu prognostizieren versucht, wie sich die indische Wirtschaft bis zum Jahr 2030 entwickeln könnte, schürt weitere Zuversicht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Indiens dürfte demnach um durchschnittlich nominal 11,0 bis 11,5 Prozent im Jahr wachsen und sich von 2,6 Billionen US-Dollar 2020 auf 6,5 Billionen US-Dollar etwa verzweieinhalbfachen. Die angenommene Verdoppelung des Pro-Kopf-Einkommens der indischen Bevölkerung bis 2030 sollte für vielfältige Anlagemöglichkeiten in den Bereichen Konsum, Infrastruktur und Finanzdienstleistungen sorgen. Direkte Investitionen aus dem Ausland könnten sich auf 110 Milliarden US-Dollar zum Ende dieser Dekade verdoppeln. Mit einem erwarteten Gewinnwachstum pro Aktie von 37 Prozent 2021 und 21 Prozent 2022 erscheint Indiens Aktienmarkt auch auf kürzere Sicht unter Berücksichtigung der üblichen Risiken für Schwellenländer-Indizes attraktiv. Dies gilt, obgleich der Markt mit einem erwarteten KGV von 22,8 in zwölf Monaten bereits teurer ist als der Durchschnitt asiatischer Schwellenländer-Märkte mit 14,0.

Baumaschinenhersteller: Warten auf den Aufschwung

Die Aktienkurse der weltweit größten börsennotierten Baumaschinenhersteller haben seit Jahresbeginn in Euro im Schnitt um elf Prozent zugelegt, von Januar bis Mai sogar um 15 Prozent. Vor allem die geplanten billionenschweren staatlichen Infrastrukturpakete in den USA und Europa sowie boomende Immobilienmärkte in Nordamerika und China dürften die Kurse beflügelt haben. Seit Juni hat die Branche jedoch knapp drei Prozent verloren, Unternehmen mit starkem Chinageschäft teilweise über 15 Prozent. Die breiter diversifizierte Branche der Maschinenbauer verzeichnete hingegen im selben Zeitraum ein Plus von elf Prozent. Die schlechtere Performance der Baumaschinenhersteller dürfte vor allem an den seit Juni rückläufigen Immobilieninvestitionen und Wohnungsneubauten in China liegen. Der dortige Immobiliensektor steht vor einer tiefgreifenden, möglicherweise mehrere Quartale andauernden, Konsolidierung. Von den anlaufenden Infrastrukturprogrammen der Industrieländer sowie der globalen wirtschaftlichen Erholung sollten ab 2022 aber auch die großen Baumaschinenhersteller in den USA und in Europa profitieren. Anleger könnten deren reduzierte Kurse zum Einstieg nutzen.