Die jüngste US-Notenbanksitzung hat erwartungsgemäß keine Anpassungen bei der Fed-Zinspolitik gebracht. Die obere Schwelle der Fed Funds Target Rate verharrt folglich auch weiterhin bei 0,25%. Diese Entscheidung ist natürlich keine Überraschung. Trotz der in den vergangenen Monaten deutlich angestiegenen Inflationsraten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten dürften Leitzinsanhebungen noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Die aktuellen „Dot-Plots“ zeigen zwar, dass die Entscheidungsträger innerhalb der Federal Reserve zunehmend den Bedarf für eine etwas höhere Fed Funds Target Rate bereits in 2022 zu sehen scheinen. Da vor möglichen Leitzinsanhebungen zunächst die Wertpapierkäufe beendet werden sollen, ist aber wohl frühestens zum Ende des Jahres 2022 mit einem Zinsschritt zu rechnen. Zudem muss festgehalten werden, dass die „Dot-Plots“ für die Notenbanker in Washington ein sehr einfacher Weg sind, zu signalisieren, dass die ökonomische Lage in den USA (sprich Arbeitsmarkt und Inflation) perspektivisch noch größere Aktivität beim FOMC auslösen könnten. Es handelt sich also lediglich um eine indikative Interessensbekundung der US-Zentralbanker, welche keinerlei bindende Wirkung hat.
- Eine Reduktion der Wertpapierkäufe durch die Federal Reserve könnte aber noch in diesem Jahr drohen. Im FOMC-Statement wird in diesem Zusammenhang die Möglichkeit von „baldigen“ Handlungen der Fed thematisiert. Einen konkreten Zeitplan wollte die US-Notenbank der Öffentlichkeit aber offenkundig noch nicht an die Hand geben. Die Marktteilnehmer müssen somit weiterhin auf wirklich hilfreiche Informationen bezüglich der Tapering-Pläne der Notenbank in Washington warten.
- Aufgrund der aktuellen Probleme in China scheinen einige Marktteilnehmer aber offenbar in der Summe mit noch unklareren Hinweisen in Richtung einer perspektivisch etwas weniger expansiven Ausrichtung der US-Geldpolitik gerechnet zu haben. Die Evergrande-Krise hat zuletzt in der Tat zu einer erhöhten Volatilität an den internationalen Finanzmärkten geführt. Insofern konnte der US-Dollar sogar von der FOMC-Sitzung profitieren – mit den Nachrichten aus Washington wurde die psychologisch wichtige Marke von 1,17 USD pro EUR prompt unterschritten. Anlässlich der Pressekonferenz nach der Notenbanksitzung gab Jerome Powell zu Protokoll, dass die Lage bei Evergrande ein spezifisch chinesisches Problem zu sein scheint. Die US-Wirtschaft wäre seiner Auffassung nach kaum direkt von den Schwierigkeiten des Immobilienentwicklers in China betroffen.
- Fazit: Die US-Notenbank will zunächst noch etwas auf Zeit spielen, bald aber mit der Reduktion des Volumens ihrer Wertpapierkäufe starten. Eine steigende Zahl von hochrangigen Fed-Offiziellen sieht sogar die Notwendigkeit für eine Leitzinsanhebung im Jahr 2022. Diese Nachricht sollte aber nicht überbewertet werden. Zunächst müssen die Wertpapierkäufe komplett beendet werden. Wenn sich keine neuen externen Schocks ergeben, wird die US-Notenbank also wohl noch in 2021 mit dem „Tapering“ starten.
10.40 Uhr MESZ
2021-09-23