USA: Einreisebeschränkungen gelockert
Die USA lockert Einreiserestriktionen für eine Vielzahl von Ländern, US-Technologieriesen kommen 2021 nicht in die Gänge, und die Stahlpreis-Rally in Europa scheint an Schwung zu verlieren.
Die US-Regierung hat angekündigt, die seit rund 18 Monaten bestehenden Einreiserestriktionen für eine Vielzahl von Ländern zu lockern. Zwar trägt der Tourismus der USA nicht so stark zum Bruttoinlandsprodukt bei wie es in Thailand oder in Neuseeland der Fall ist, jedoch dürfte die Ankündigung für Erleichterung nicht nur bei den Fluggesellschaften sorgen. 2019 waren noch 79,4 Millionen ausländische Besucher in die USA gereist – in diesem Jahr dürften es nur rund 15 Millionen sein. Die U.S. Travel Association schätzt, dass dies für Einnahmeausfälle von rund 135 Milliarden US-Dollar sorgt. Im Freizeit- und Beherbergungsgewerbe der Vereinigten Staaten sind momentan immer noch 1,7 Millionen Arbeitnehmer weniger beschäftigt als vor der Pandemie, was sich infolge der gelockerten Einreisebestimmungen nun ändern dürfte. Schätzungen zufolge könnte die Wiederbelebung des Tourismus das Wirtschaftswachstum der USA 2022 um zusätzliche 0,75 Prozent erhöhen. Profitieren dürften in erster Linie die Aktien des Freizeit-, Hotel- und Beförderungsgewerbes, nachdem die Titel vieler Fluglinien nach der Meldung bereits abhoben.
US-Tech-Aktien gebremst
Die Technologieriesen des NYSE FANG+ Index kommen 2021 nicht in die Gänge. Seit Anfang des Jahres stehen im Vergleich zum S&P 500 gut sechs Prozentpunkte weniger Rendite zu Buche.
Zum einen ist dies auf die im Index gelisteten chinesischen Aktien zurückzuführen. Diese verloren im Zuge der Regulierungsoffensive Pekings rund ein Drittel ihres Börsenwertes. Zum anderen finden sich aber auch unter den übrigen – ausschließlich US-amerikanischen – Titeln Konzerne, die mit dem breiten Markt nicht mithalten konnten. Dabei macht sich ein Renditegefälle in Richtung steigender Bewertungsprämien und fallendem Verhältnis von Eigenkapital zu Bilanzsumme (Eigenkapitalquote) bemerkbar. Im Durchschnitt erzielten die drei Zugpferde des Index ein Plus von 49 Prozent, bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 34 auf Basis der erwarteten Gewinne in den kommenden 12 Monaten. Die durchschnittliche Rendite der restlichen US-Unternehmen betrug lediglich sechs Prozent bei fast doppelt so hoher Bewertung. Mit einer im Durchschnitt 70 Prozent höheren Eigenkapitalquote unterstreichen die drei Top-Performer damit die Bedeutung von Qualität angesichts möglicherweise steigender Kapitalmarktzinsen. Entsprechend rate ich Anlegern, neben den Wachstumsaussichten auch die zugrunde liegende Bewertung sowie den Verschuldungsgrad im Blick zu behalten.
Langzeit-Inflation spricht für Realwerte
Ein Blick auf die durchschnittlichen Inflationsraten von insgesamt 152 Ländern, für die kontinuierliche Daten seit der Aufhebung der Golddeckung des US-Dollars vor rund 50 Jahren vorliegen, offenbart Erstaunliches. Trotz einer Dekade niedriger Zuwächse von 2010 bis 2020 war in keinem der 152 Länder die durchschnittliche Inflationsrate von 1971 bis 2021 geringer als zwei Prozent. Nur in 45 Ländern blieb sie unter fünf Prozent, in 55 Ländern lag sie über zehn Prozent. Rein intuitiv hätten viele Volkswirte die drei Länder mit dem geringsten Anstieg der Verbraucherpreise vermutlich richtig getippt: Es sind die Schweiz mit 2,2 Prozent, Japan mit 2,4 Prozent und Deutschland mit 2,6 Prozent. Die USA landen mit 3,9 Prozent auf Platz 20. Am stärksten sank die Kaufkraft des Geldes in Brasilien, in Argentinien und in Venezuela. Obgleich die derzeit hohen Inflationsraten in der Eurozone und in den USA 2022 möglicherweise wieder moderater ausfallen könnten, unterstreicht die Langzeitbetrachtung der Inflations-Daten meine Empfehlung, Realwerte im Portfolio nicht außen vor zu lassen.
Gesunkene Automobilproduktion drückt auf die Stahlpreise
Die Stahlpreis-Rally in Europa scheint an Schwung verloren zu haben. Seit Anfang des Jahres bis Mitte August war der Preis des Werkstoffes um 95 Prozent gestiegen und büßte seitdem sieben Prozent wieder ein. Zwar können saisonale Nachfrageschwankungen hierfür mitverantwortlich gemacht werden, ein Löwenanteil dürfte aber auf die stockende Fertigung von Fahrzeugen zurückzuführen sein. Wegen des vorherrschenden Halbleitermangels sanken die Auto-Neuzulassungen in der Europäischen Union (EU) im Juli und im August gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent beziehungsweise um 19 Prozent. Etwa 16 Prozent des Stahlbedarfs in der EU sind der Automobilbranche zurechenbar. Der Stahlpreis könnte sogar weiter nachgeben, sobald es Importe aus dem Frühjahr durch die Zollabfertigung und auf den heimischen Markt schaffen. Gesunkene Eisenerzpreise dürften aber den Einfluss der rückläufigen Stahlpreise auf die Margen europäischer Stahlkonzerne gering halten. Rund 700 US-Dollar beträgt die Differenz zwischen dem Preis für eine Tonne im Hochofen hergestellten Stahl und den Kosten der hierzu benötigten Rohstoffe – das knapp 19-fache des Vorjahres-Durchschnitts. Dies sowie die Aussicht auf weniger strikte Einfuhrbeschränkungen seitens der USA könnten europäischen Stahlproduzenten Rückenwind verleihen.
