Die Aktienkurse chinesischer Immobilienentwickler an der Hongkonger Börse fallen, die Inflation in Japan ist noch immer negativ, und die Preise für Eisenerz stürzen in Rekord Geschwindigkeit ab.

China: Immobilienaktien unter Druck

Aus Sorge um den Zahlungsausfall eines hoch verschuldeten chinesischen Immobilienentwicklers und eines Übergreifens der Liquiditätsprobleme auf andere Immobilienunternehmen fielen die Aktienkurse der Branche an der Hongkonger Börse gestern im Schnitt um 6,6 Prozent. Der breiter gefasste Hang Seng Index gab um 3,3 Prozent nach. Feiertagsbedingt blieben Chinas Festlandbörsen gestern und heute geschlossen. An den aktuellen Liquiditätsproblemen des Sektors, der immerhin für rund 30 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung zeichnet, dürfte Chinas politische Führung nicht ganz unschuldig sein. Mit einem gezielten Schuldenabbau-Programm versucht Peking seit Ende 2020, die Verschuldung seiner Immobilienentwickler zu reduzieren und die seit 15 Jahren boomenden Immobilien für die Bevölkerung erschwinglicher zu machen. Analysten halten noch im laufenden Jahr die geordnete Abwicklung mehrerer besonders hoch verschuldeter chinesischer Immobilienentwickler für möglich. Das dürfte die Nervosität an den internationalen Kapitalmärkten weiterhin hoch halten.

Japan: Inflationsdruck verhalten

Die Inflation in Japan liegt bei minus 0,3 Prozent, während die Inflation in anderen Ländern in diesem Jahr in die Höhe geschossen ist. Zwar gibt es auch dort Anzeichen für einen wachsenden Preisdruck im Zuge der schnell fortschreitenden Impfkampagne; im August verteuerten sich Freizeitdienstleistungen in Tokio im Vorjahresvergleich um 4,7 Prozent. Allerdings hat eine staatlich initiierte Senkung der Mobilfunkpreise die Inflationsrate zuletzt um 1,1 Prozentpunkte gedrückt. Selbst wenn der Aufwärtsdruck bei den Energiepreisen anhält und sich die Preise bei einer abflauenden Pandemie weiter normalisieren, wird die Inflation in Japan in diesem Jahr kaum über ein Prozent steigen. Das ist zu wenig, um die Notenbank zu einer geldpolitischen Straffung auf ihrer morgigen Sitzung zu bewegen. Da für die anhaltend niedrige Inflation in Japan strukturelle Faktoren wie eine schnell alternde Gesellschaft verantwortlich sind, halte ich das Inflationsziel von zwei Prozent auch auf längere Sicht für kaum erreichbar. Die Zinsen in Japan dürften daher auf absehbare Zeit bei etwa null Prozent bleiben, was japanischen Aktien auf Dauer Rückenwind verschaffen sollte.

Russland: höhere Staatsausgaben erwartet

Bei den Wahlen in Russland musste die Regierungspartei „Geeintes Russland“ am Wochenende Federn lassen. Nach aktuellem Stand dürfte sie ihre absolute Mehrheit im Parlament – der Staatsduma – aber verteidigt haben. Auf die Wirtschaft in Russland könnten zukünftig stärkere Belastungen zukommen: Die Regierung hat bereits vor den Wahlen mehr finanzielle Unterstützung für Familien, Kinder und Ältere im Volumen von etwa einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes beschlossen – der Trend in Richtung höherer Sozialausgaben könnte sich noch verstärken. Dank der hohen Rohstoff- und Energiepreise kann sich der Staat über wachsende Einnahmen freuen und steht mit einem annähernd ausgeglichenen Haushalt in diesem Jahr relativ gut da. Dennoch könnten zur Finanzierung höherer Sozialausgaben bald die Unternehmenssteuern angehoben werden. Vor allem die gut verdienenden Rohstoff- und Energieunternehmen stehen dabei im Fokus. Sie spielen nicht nur für die Wirtschaft, sondern wegen ihres hohen Anteils an der Marktkapitalisierung auch für den Aktienmarkt Russlands eine bedeutende Rolle. Trotz des Rohstoffbooms, einer relativ günstigen Bewertung und hoher Dividenden bleibe ich bei russischen Aktien daher weiterhin vorsichtig.

Rasanter Preisverfall bei Eisenerz

Die Preise für Eisenerz stürzten zuletzt in Rekord Geschwindigkeit abwärts. Der Preis des Oktober-Kontrakts an der Terminbörse in Singapur halbierte sich innerhalb von zwei Monaten nahezu, nachdem er Mitte Juli noch in der Spitze bei rund 205 US-Dollar je Tonne gehandelt worden war.
Verantwortlich für den herben Preisverfall der vergangenen Wochen ist in erster Linie die weiter reduzierte Stahlproduktion in China. Im August wurden gut 83 Millionen Tonnen Stahl produziert – das niedrigste Niveau seit März 2020, als China sich nahezu landesweit in einem Lockdown befand. Sollte China an dem Plan festhalten, aus Umweltgesichtspunkten die genehmigte Stahlproduktion 2021 gegenüber 2020 auf selbem Level zu halten oder zu senken, droht ein weiterer Rückgang der Produktion. Von Januar bis August wurden nämlich insgesamt fünf Prozent mehr Stahl produziert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Wachsendes Angebot an Eisenerz aus Brasilien drückt ebenfalls auf die Preise. Da die aktuellen Notierungen jedoch immer noch gut 20 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt liegen, bleiben die Gewinnmargen der Eisenerzproduzenten weiterhin hoch.