Die Europäische Zentralbank (EZB) will im vierten Quartal 2021 weniger Staats- und Unternehmensanleihen im Rahmen des Pandemie-Anleihekaufprogramms PEPP kaufen. Dies sei aber, laut EZB-Chefin Christine Lagarde, kein „Tapering“, sondern eine „Rekalibrierung des PEPP“. Das Wort „Tapering“ – also Zurückfahren von Anleihekaufprogrammen – hat an den Märkten keinen guten Ruf, seit die US-Notenbank 2013 mit einer „Tapering“-Ankündigung Marktturbulenzen auslöste. Dass ein Teil der Marktakteure eine etwas forschere Vorgehensweise hinsichtlich der Reduzierung des Anleiheankaufvolumens für möglich gehalten haben könnte, zeigen die Marktreaktionen: Die Renditen der Staatsanleihen der Länder der Eurozone setzten moderat zurück. Der Euro gab geringfügig nach, dies in einer sehr bescheidenen Handelsspanne.
Europa: Bankaktien holen auf
Aktien europäischer Banken haben während der vergangenen fünf Jahre gut 50 Prozentpunkte schlechter abgeschnitten als der breite europäische Markt und haben im Schnitt nur 1,2 Prozent pro Jahr abgeworfen. Seit Anfang dieses Jahres verbuchten sie hingegen ein Plus von rund 27 Prozent – knapp acht Prozent mehr als der STOXX 600. Entsprechend hat der Markt begonnen, ein Comeback der heimischen Kredithäuser einzupreisen. Auch ich halte ein Investment in diesen Sektor für interessant. Neben der wirtschaftlichen Erholung Europas besteht positives Überraschungspotenzial gleich von mehreren Seiten. Steigende Kapitalmarktzinsen, die Ausweitung von Kreditvolumen sowie zyklisch wachsende Gebühreneinnahmen könnten die Profite der Banken weiter steigern. Laut Analysten dürften sich auch weniger pandemiebedingte Kreditausfälle materialisieren als befürchtet. Die hierfür gebildeten, aber nicht benötigten Rückstellungen würden letztendlich den Aktionären zugutekommen. Bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von neun auf Basis der erwarteten Gewinne in den kommenden zwölf Monaten sowie einer baldigen Beendigung der durch die EZB auferlegten Dividendensperre sind das vielversprechende Aussichten für die heimischen Bankaktien.
M&A-Geschäft brummt
Das Geschäft mit Unternehmensübernahmen- und Fusionen (M&A) summiert sich im August weltweit auf zugesagte Transaktionen von 500 Milliarden US-Dollar. Damit klettert das gesamte Volumen seit Anfang des Jahres auf rund 3,9 Billionen US-Dollar – knapp zehn Prozent mehr als im gesamten Vorjahr. Gut die Hälfte des auf den europäischen sowie auf den US-amerikanischen Markt entfallenden Betrags war durch strategische Gesichtspunkte wie Synergieeffekte oder durch die Diversifikation von Geschäftstätigkeiten motiviert. Insbesondere Unternehmen der Sektoren Technologie und Finanzen konnten so neue Potenziale heben. Einen historisch hohen Anteil von circa 40 Prozent dieses Volumens trugen Private-Equity-Gesellschaften bei. Diese investieren vornehmlich in nicht börsengelistete Unternehmen. Das rege Geschäft mit Unternehmenszukäufen profitiert von niedrigen Finanzierungskosten sowie von einer robusten Erholung der Wirtschaft und der Gewinne, was dank üppiger Kapitalreserven vieler Unternehmen noch anhalten dürfte. Die aktuelle Dynamik könnte wie üblich in Euphorie münden und anschließend zu Kursverlusten führen. Zwar besteht dieses Risiko, allerdings steht das Ende des aktuellen Zyklus aus meiner Sicht noch nicht unmittelbar bevor.
Glänzende Zeiten für Goldproduzenten
Goldproduzenten blicken auf ein erfreuliches erstes Halbjahr zurück. Die Menge des von den zehn größten börsennotierten Firmen aus dem US-Dollar-Raum ans Tageslicht geförderten Goldes entsprach nahezu exakt dem Vorjahresniveau. Nun stiegen die durchschnittlichen Vollkosten je geförderter Feinunze Gold zwar um 5,5 Prozent auf 1.014 US-Dollar; dies wurde aber durch den Anstieg der Metallpreise im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich überkompensiert. Diese Unternehmen fördern nämlich in der Mehrzahl nicht nur Gold, sondern auch Silber und Kupfer. Diese drei Metalle wurden im Durchschnitt im ersten Halbjahr 2021 um 9,6 Prozent, 59 Prozent sowie 66,6 Prozent teurer gehandelt als in den ersten sechs Monaten 2020. Infolgedessen stiegen die Nettogewinne der zehn Unternehmen um 27 Prozent an, weshalb diese 3,24 Milliarden US-Dollar über Dividenden beziehungsweise über Aktienrückkäufe an ihre Anteilseigner zurückgeben konnten. Für die weitere Kurs- und Gewinnentwicklung der Goldförderer ist nun in erster Linie die Entwicklung der Metallpreise wichtig; Edelmetalle geben aktuell infolge steigender Realzinsen allerdings nach.
Anleihen: höhere Renditen in den Schwellenländern
Die Renditen auf Lokalwährung lautender Staatsanleihen der Schwellenländer sind seit Jahresbeginn im Durchschnitt um etwa 0,4 Prozentpunkte gestiegen. Mit gut 3,6 Prozent befinden sie sich aktuell nicht weit vom Jahreshöchststand entfernt.
Leitzinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation in einigen Schwellenländern sowie höhere US-Renditen sind wesentliche Treiber des Anstiegs. Zwar könnten die Kurse von Schwellenländeranleihen vor allem im Zuge weiter steigender US-Renditen unter Druck geraten – wegen der vergleichsweise hohen laufenden Verzinsung halte ich die Bonds unter Beachtung der Währungsrisiken dennoch für interessant. Die ökonomischen Rahmenbedingungen sind für die Schwellenländer günstig: Während die einen von der globalen Konjunkturerholung profitieren, freuen sich andere über höhere Rohstoffpreise. Die staatliche Neuverschuldung könnte 2021 daher im Durchschnitt auf 4,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes sinken; dagegen steigt das Defizit in vielen Industriestaaten von einem deutlich höheren Niveau aus weiter an. Die Risikoaufschläge von Schwellenländeranleihen dürften daher niedrig bleiben, was ihre Performance in einem Umfeld steigender US-Zinsen stützen sollte.
