Der MDAX verliert in wenigen Tagen seine zehn größten Konzerne, die Baukosten steigen so schnell wie seit 2007 nicht, und Aktien türkischer Banken legen im August um rund 15 Prozent zu.
DAX-Reform: Folgen für den MDAX
Der deutsche Mittelstandsindex MDAX wird in wenigen Tagen seine zehn größten Konzerne verlieren – eine Folge der Aufstockung des Standardwerte listenden DAX von 30 auf 40 Unternehmen. Die Marktkapitalisierung des MDAX dürfte um mehr als 300 Milliarden Euro beziehungsweise um 30 Prozent sinken. Dies wird mit signifikanten Verschiebungen der Sektorgewichtungen einhergehen.
Während die Indexanteile der Sektoren Immobilien, IT und Kommunikationsdienstleistungen um sechs beziehungsweise um jeweils vier Prozentpunkte auf zweistellige Werte steigen dürften, büßen die Sektoren Zyklischer Konsum und Gesundheit etwa elf beziehungsweise acht Prozentpunkte ein. Im neuen MDAX sind sie dann nur noch mit acht beziehungsweise mit neun Prozent gewichtet. Industrieunternehmen werden indes auch nach der Umstellung mit rund 20 Prozent Indexanteil den größten Sektor bilden. Trotz dieser Veränderungen halte ich den MDAX weiterhin für interessant. Wegen des höheren Risikos bei Nebenwerten verspricht der Index auch zukünftig eine höhere Rendite.
Auszahlung des EU-Wiederaufbaufonds beginnt
Im Rahmen der rund 724 Milliarden schweren europäischen Wiederaufbaufazilität hat die Europäische Kommission 18 Finanzpläne der Mitgliedsstaaten gebilligt und mit der Auszahlung erster Tranchen begonnen. Abgerufene Mittel müssen mindestens zu 37 Prozent klimarelevant und zu 20 Prozent für Digitalisierung eingesetzt werden. Entsprechend räumen die zehn größten Pläne – die zusammen 67 Prozent der Fazilität ausmachen – für Grüne Mobilität, Breitbandabdeckung und Gebäudesanierung das umfangreichste Budget ein. Während im Bereich der Grünen Mobilität insbesondere der Schienenverkehr profitieren wird, dürften bei der Ausweitung der 5G-Abdeckung Betreiber von Sendemasten auf ihre Kosten kommen. Auch Bauträger sowie Hersteller von Baustoffen können mit einem großen Stück des Kuchens rechnen. Schätzungsweise werden jährlich 275 Milliarden Euro zusätzlich benötigt, um die Instandhaltung und den energieeffizienten Umbau von Gebäuden in Europa auf das angestrebte Niveau zu bringen. Entsprechend könnte es für Anleger interessant erscheinen, das Portfolio im Einklang mit diesen Trends auszurichten.
Baukosten treiben Wohnimmobilienpreise
Höhere Kosten für Bauland und für Bauleistungen haben maßgeblich zum Preisanstieg bei Wohnimmobilien in Deutschland beigetragen. Da das Angebot knapp ist, verteuerten sich baureife Grundstücke in den vergangenen Jahren stark – seit 2010 haben sich die Quadratmeterpreise mehr als verdoppelt. Gleichzeitig sind die Baukosten für die Errichtung neuer Wohngebäude in der vergangenen Dekade um 29 Prozent gestiegen. Auch weil sich Baumaterial stark verteuerte, hat die Aufwärtsdynamik 2021 noch einmal zugenommen. Mit einem Plus von 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr wurde zuletzt der stärkste Anstieg der Baukosten seit 2007 verzeichnet – mit einer schnellen Entlastung rechne ich nicht. Wegen des globalen Booms bei Wohnimmobilien bleiben viele Rohstoffe gefragt und damit teuer. Gleichzeitig dürften strengere Vorgaben bei der Energieeffizienz von Wohngebäuden und der anhaltende Fachkräftemangel im Bausektor die Baukosten weiter nach oben treiben. Eine Preiskorrektur bei Wohnimmobilien in Deutschland sehe ich auch aus diesem Grund vorerst nicht, zumal die Nachfrage trotz des gestiegenen Preisniveaus hoch bleiben sollte.
Berichtssaison Türkei: Banken überraschen im zweiten Quartal
Aktien türkischer Banken haben im August um rund 15 Prozent zugelegt. Verantwortlich waren eine leichte Aufwertung der Türkischen Lira sowie überraschend gute Ergebnisse im zweiten Quartal. Im Schnitt lagen die Gewinne der Geldhäuser um 19 Prozent höher als im Vorjahr, gegenüber dem Vorquartal stiegen sie um 17 Prozent. Die Eigenkapitalrendite kletterte um knapp 1,5 Prozentpunkte auf rund zwölf Prozent und liegt nun deutlich über dem Niveau zu Jahresbeginn von acht Prozent, das den Boden markieren dürfte. Obwohl sich diese Entwicklung sehen lassen kann und obwohl türkische Banken derzeit lediglich mit dem 0,3-Fachen ihres Buchwerts gehandelt werden, kann ich deren Aktien wegen der hohen Volatilität und der mitunter undurchsichtigen (Geld-)Politik in der Türkei nur sehr risikobewussten Anlegern empfehlen.
