Das Fed-Symposium steht klar im Fokus der laufenden Börsenwoche, der Euro/US-Dollar-Kurs fällt auf den tiefsten Stand seit November 2020, und das Infektionsgeschehen im zweit bevölkerungsreichsten Land der Erde lässt seit Mitte April dieses Jahres nach.
Aktienmarkt: Gegenwind durch Zinsanstieg?
Die laufende Börsenwoche steht klar im Fokus des am Donnerstag beginnenden Symposiums der US-Notenbank Fed in Jackson Hole. Marktteilnehmer erhoffen sich Hinweise auf die nächsten Schritte der Währungshüter. Auch für Aktieninvestoren sind die Geschehnisse relevant: Schließlich liegt die Renditesensitivität des S&P 500 derzeit auf einem Rekordhoch. Strategen der Bank of America haben berechnet, dass ein Anstieg der Realrendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um nur 0,1 Prozentpunkte bei konstanter Aktienrisikoprämie mit einem Rückgang der fairen Bewertung des S&P 500 von zwei bis drei Prozent ein herginge. Wenngleich ich nicht glaube, dass die Notenbank einen raschen Anstieg der Renditen am Anleihemarkt riskieren wird, gilt es, das Risiko im Auge zu behalten. Unternehmen mit besonders hoher Zinssensitivität aus Sektoren wie Kommunikation und IT würde ich deshalb nur sehr selektiv kaufen.
Euro zum US-Dollar auf Neun-Monats-Tief
Der Euro rutschte zum US-Dollar kürzlich bis auf 1,1665 ab – das tiefste Niveau seit dem 4. November 2020. Anfang Januar war er noch bei 1,2350 US-Dollar gehandelt worden. Hauptverantwortlich hierfür dürfte die Entwicklung der kurzfristigen Kapitalmarktzinsen sein. Nachdem die US-Notenbank Fed Mitte Juni signalisiert hatte, die Leitzinsen möglicherweise früher als zuvor kommuniziert anzuheben, stiegen die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen moderat an. Einen weiteren Schub bekamen sie, als vergangene Woche im Protokoll der Juli-Sitzung der Fed ein Zurückfahren des laufenden Anleiheankaufprogramms bereits in diesem Jahr angedeutet wurde. Die Leitzinsen werden frühestens nach Beendigung dieser Käufe angehoben. Die Marktakteure preisen nun eine erste Leitzinserhöhung in den USA für Ende 2022 ein, gefolgt von zwei weiteren 2023. Die Renditen zweijähriger Bundesanleihen gaben hingegen auf neue Jahrestiefstände nach. Leitzinserhöhungen sollte es in der Eurozone sehr viel später als in den USA geben. Sofern die neue Covid-19-Welle die US-Wirtschaft und den Tatendrang der Fed nicht ausbremst, dürfte der US-Dollar kurzfristig weiterhin Rückenwind verspüren.
3D-Printing: Wachstumstrend intakt
Nach einem durchschnittlichen Umsatzzuwachs von 25 Prozent pro Jahr in den Jahren 2017 bis 2019 zeigten sich auch am 3D-Drucker-Markt mit einem Umsatzwachstum von lediglich 7,5 Prozent im vergangenen Jahr Spuren der Pandemie – obwohl der Druck eines Hauses im Münsterland zuletzt auch in Deutschland für Aufsehen sorgte. Der Anteil von 3D-Druckern in der Produktion lag zwar zuletzt weltweit erst bei etwa 0,1 Prozent. Die Luft- und Raumfahrtindustrie setzt jedoch schon jetzt auf 3D-Druck zur Produktion von Leichtbauelementen und zur Just-in-time-Produktion von Ersatzteilen. Auch in der Autoindustrie, der Unterhaltungselektronik und in weiteren Bereichen von Industrie und Medizin findet 3D-Druck bereits Verwendung. Bei der Produktion von Hörhilfen und in der Zahntechnik beträgt der Produktionsanteil zum Teil mehr als 75 Prozent. Wichtigster Einsatzbereich war zuletzt die Prototypenentwicklung. Ich gehe davon aus, dass die 3D-Drucker-Branche zu ihrem ursprünglichen Wachstumstrend zurückkehren wird und in den kommenden zehn Jahren durchschnittlich um etwa 25 Prozent wachsen wird. Wer sich für einen der gelisteten Spezialisten interessiert, sollte angesichts der dynamischen Entwicklungen auf dem Gebiet jedoch mit starken Kursschwankungen umgehen können.
Gewinnwachstum treibt indische Aktien
Das Infektionsgeschehen in Indien lässt seit Mitte April dieses Jahres nach. Parallel dazu stieg der Leitindex Nifty 50 um etwa 15 Prozent und markierte vergangene Woche ein Rekordhoch.
Untermauert wurde diese Kursentwicklung durch das Gewinnwachstum im vergangenen Quartal: Stolze 112 Prozent mehr Gewinn verbuchten die im Index enthaltenen Unternehmen als noch im Jahr zuvor. Als Zugpferde fungierten – wie so häufig in letzter Zeit – der Rohstoffsektor und zyklische Konsumgüter. Analysten zufolge soll die erfreuliche Gewinndynamik auch von längerfristiger Natur sein. Dazu beitragen könnte vor allem der gewichtige Finanzsektor. Sollten die Kapitalmarktzinsen in Indien als Reaktion auf die hohen Inflationsraten steigen, wären Banken und Versicherungen die unmittelbaren Profiteure. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 24 für das Jahr 2021 sind die Börsen Indiens im Vergleich zum Durchschnitt der Schwellenländer aber beinahe doppelt so teuer – mit Blick auf die geringe Impfquote von 32 Prozent und das Risiko weiterer Infektionswellen ein stolzer Preis. Entsprechend rate ich, vor dem Aufstocken der Bestände auf Rücksetzer zu warten.
