Der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht fällt stärker aus als erwartet, der Anteil von Elektro- und Hybridautos an allen verkauften Pkws liegt in den USA erst bei etwa drei Prozent, und der Einzelhandelssektor des STOXX 600 liegt seit März 2020 gut 80 Prozent im Plus.
Steigende US-Anleiherenditen nach Arbeitsmarktdaten
Der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht für Juli fiel mit 943.000 neuen Jobs stärker aus als erwartet. Überraschend ist auch der Rückgang der Arbeitslosenquote von 5,9 auf 5,4 Prozent. So wie die beschleunigte Lohnentwicklung macht auch dies eine baldige Straffung der Geldpolitik in den USA wahrscheinlicher. Der US-Dollar legte im Laufe des Tages zu: von 1,18 US-Dollar je Euro am Morgen auf 1,176 US-Dollar je Euro nach der Veröffentlichung. Auch der Anleihemarkt reagierte am Freitag bereits spürbar: Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg nach Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten auf rund 1,3 Prozent an, gegenüber 1,22 Prozent am Vortag. Der Renditeanstieg könnte sich noch fortsetzen und zusätzlichen Auftrieb erhalten, sobald die ausgelaufene US-Schuldenobergrenze – die sogenannte Debt Ceiling – neu festgesetzt wird und Neuemissionen des US-Finanzministeriums das Anleiheangebot erhöhen. Dem US-Kongress bleibt noch bis Ende Oktober Zeit, eine neue Obergrenze festzusetzen. Allerdings stehen zunächst die parlamentarischen Sommerferien an. Es würde mich nicht überraschen, wenn das Niveau der Anleiherenditen bei Rückkehr der Parlamentarier spürbar über dem aktuellen läge.
Mehr E-Autos in den USA
Der Anteil von Elektro- und Hybridautos an allen verkauften Pkws liegt in den USA erst bei etwa drei Prozent – in Deutschland sind es schon mehr als 20 Prozent. US-Präsident Joe Biden unterzeichnete nun ein Dekret, das bis 2030 eine Steigerung dieses Anteils auf 50 Prozent vorsieht. Um das Ziel zu erreichen, sind für Käufer beim Erwerb eines entsprechenden Fahrzeugs steuerliche Anreize in Höhe von bis zu 12.500 US-Dollar geplant. Die volle Förderung soll es nur dann geben, wenn der Pkw aus US-amerikanischer Produktion und von einem Unternehmen mit gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmern stammt. Um den Druck auf die Hersteller zu erhöhen, werden zudem bald strengere Abgasgrenzwerte für neue Fahrzeuge folgen. Die ambitionierte Initiative der US-Regierung dürfte dem Markt für E-Autos in den USA einen erkennbaren Wachstumsschub verleihen. Neben US-amerikanischen Produzenten könnten meines Erachtens auch deutsche Autohersteller profitieren, die ihre Fertigung von Elektrofahrzeugen in den USA ausbauen wollen.
Stationärer Einzelhandel macht Boden gut
Der Einzelhandelssektor des STOXX 600 hat seit dem Tiefststand im März 2020 gut 80 Prozent zugelegt. Die Hausse wurde insbesondere von Onlinehändlern angeführt, die von den Schließungen des stationären Handels im vergangenen Jahr profitiert haben. Nicht wenige ihrer Aktienkurse haben sich mehr als verdoppelt; ihre Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind teilweise auf über 100x gestiegen.
In diesem Jahr konnten Titel klassischer Einzelhandels- und Bekleidungsketten jedoch gegenüber ihren digitalen Konkurrenten Boden gutmachen, da sie wegen der Geschäftsöffnungen das bessere Gewinnmomentum aufwiesen. Diese Entwicklung sollte sich meiner Einschätzung nach im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. Die langfristigen Herausforderungen sterbender Innenstädte und Malls, hoher Mieten und zunehmender Konsumentenablehnung von Fast Fashion bleiben dem klassischen Einzelhandel jedoch erhalten und sollten die Outperformance begrenzen. Entsprechend führt im Sektor trotz der hohen Bewertungen kein Weg an Onlinehändlern vorbei.
Zurückhaltung bei südafrikanischen Aktien
Südafrikas Wirtschaft wird durch die schweren Ausschreitungen Mitte Juli sowie durch Lockdowns im Zuge der dritten Coronavirus-Welle belastet. Der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes fiel im Juli auf 43,5. Mit einem Minus von rund 14 Punkten gegenüber Juni war dies der stärkste Rücksetzer seit Mai 2020. Produktion, Auftragseingänge, Einkaufsbestände und Beschäftigung gingen ebenfalls stark zurück. Die nach wie vor schwelenden sozialen Konflikte und die große Unsicherheit des zukünftigen Pandemieverlaufs mit weiteren möglichen Kontaktbeschränkungen haben das Risiko wirtschaftlicher Rücksetzer in den kommenden Monaten erhöht. Dies schlägt sich auch im erwarteten Gewinnwachstum der Unternehmen nieder: Für 2022 wird noch mit neun Prozent gerechnet, für 2023 allerdings mit einer Stagnation der Gewinnentwicklung. Aktuell überwiegen die Risiken die Potenziale, weshalb ich den Aktienmarkt Südafrikas weiterhin zurückhaltend beurteile.
