Anleger schauen auf die heute veröffentlichten US-Arbeitsmarktzahlen, die Aufwertung des Schweizer Franken zum Euro beschleunigt sich im Juli, und indische Unternehmen sind momentan teurer bewertet als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre.
USA: Rückt das Ende der Anleihekäufe näher?
Die heute veröffentlichten Beschäftigungszahlen für Juli werden bei Anlegern auf großes Interesse stoßen. Die Prognosen liegen zwischen 800 Tausend und 1,5 Millionen neuen Erwerbstätigen. Eine präzise Schätzung wird dadurch erschwert, dass das US-Statistikamt die Anzahl der im Juli besetzten Stellen im Bildungssektor in der Regel um rund 1,3 Millionen Stellen anhebt, um saisonale Schwankungen auszugleichen. Denn viele Arbeitsverträge dieses Sektors laufen mit Ende des Schuljahres aus. Da dort jedoch wegen der Coronavirus-Pandemie weiterhin deutlich weniger Personen angestellt sind als üblich, dürften im Juli auch weniger Personen ihren Job verloren haben. In der Folge könnte die Saisonadjustierung die ausgewiesene Zahl der Erwerbstätigen nach oben verzerren. Der Fokus des Marktes und der Fed wird deshalb auf den Rohdaten liegen. Setzt sich darin der Trend der vergangenen fünf Monate fort, in denen im Schnitt gut eine Million Stellen besetzt wurden, dürften die Spekulationen über eine näher rückende Drosselung des Anleiheankaufprogramms der Fed zunehmen. In diesem Fall erwarte ich steigende Renditen von US-Staatsanleihen, was mit Kursverlusten ein herginge.
Stärke des Schweizer Franken übertrieben
Die Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro hat sich im Juli beschleunigt – mit aktuell 1,073 Schweizer Franken je Euro notiert er auf dem höchsten Stand seit November 2020. Ich halte eine weitere Aufwertung für unwahrscheinlich. Der Wechselkurs befindet sich bereits unterhalb der Schwelle von 1,075 Schweizer Franken je Euro, ab der die Schweizerische Nationalbank zur Schwächung der heimischen Währung am Markt interveniert hat. Auch dürften sich die Fundamentaldaten zugunsten des Euro verschieben. Die Renditen von Bundesanleihen sind zuletzt stärker gefallen als die von Schweizer Staatsanleihen und preisen inzwischen nur noch eine sehr verhaltene Konjunkturerholung ein. Ich halte den Renditerückgang im Euroraum für übertrieben und rechne mit einem baldigen Abflauen der Konjunkturunsicherheit. Der kleine Renditeaufschlag für Schweizer Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen dürfte daher wieder verschwinden, zumal das Wachstum im Euroraum 2021 und 2022 höher ausfallen sollte als in der Schweiz. Das könnte dem Euro im Verhältnis zum Schweizer Franken etwas Rückenwind verschaffen.
Pflegeimmobilien immer wichtiger
Laut Projektionen des Statistischen Amtes der Europäischen Union wird die Anzahl der über 85-Jährigen in Europa bis 2040 um 60 Prozent beziehungsweise um knapp zehn Millionen steigen. Damit einhergehend dürfte der Bedarf an Pflegeeinrichtungen stark zunehmen. Um den aktuellen Versorgungsgrad aufrechtzuerhalten, müssen in den kommenden 20 Jahren etwa 420 Milliarden Euro zur Schaffung der benötigten drei Millionen zusätzlichen Pflegeplätze investiert werden. Soll ein ähnlicher hoher Standard wie in den Niederlanden und Schweden erreicht werden, wären in diesem Zeitraum sogar weitere neun Millionen Plätze erforderlich. Der hohe Investitionsbedarf eröffnet Möglichkeiten für Anleger. Mit einer Mietrendite zwischen etwa vier und fünf Prozent in europäischen Ländern erscheinen Pflegeimmobilien gegenüber anderen gewerblichen Immobiliensegmenten interessant. Außerdem bieten sie einen relativ guten Schutz vor Inflation, da die Mieten üblicherweise an die Entwicklung der Verbraucherpreise gekoppelt werden.
Indien: Aktien relativ teuer
Die negativen Auswirkungen der zweiten Covid-19-Welle auf Indiens Wirtschaft könnten auf das zweite Kalenderquartal beschränkt bleiben. Zumindest deutet der jüngst von IHS Markit veröffentlichte Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes darauf hin. Nach einem Zwischentief von 48,1 Punkten im Juni zeigt der Stimmungsindikator im Juli mit 55,3 Punkten wieder deutlich nach oben und übertrifft die positiven Erwartungen von 50,5 klar. Die im Juli gegenüber dem Vormonat um zehn Prozent gestiegenen Importe sowie um acht Prozent höhere Exporte weisen in dieselbe Richtung. Allerdings könnten mögliche Virusvarianten, neuerliche Lockdowns sowie eine nachlassende wirtschaftliche Erholung in den USA und in China als Indiens wichtigste Handelspartner den begonnenen Aufschwung schnell wieder bremsen. Vorsicht ist daher aktuell die Mutter der Porzellankiste.
Gemessen am relativen Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der erwarteten Gewinne in den kommenden zwölf Monaten sind indische Unternehmen zudem momentan mehr als 15 Prozentpunkte höher bewertet als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre.
