IT-Konzerne sind heute deutlich profitabler als vor 20 Jahren, Indiens Wirtschaft erwartet weitere Lockerungen, und Südkorea hat einen Plan für Brennstoffzellen.

US-Tech-Aktien: kein Déjà-vu

Technologieaktien aus den USA sind sicher nicht günstig bewertet, Vergleiche mit der DotCom-Blase der frühen 2000er halte ich aber für verfehlt. Denn wenngleich das Kurs-Gewinn-Verhältnis der IT-Konzerne im S&P 500 in den letzten zehn Jahren von gut 12 auf mittlerweile 26,6 gestiegen ist, liegt es trotzdem noch deutlich unter dem Spitzenwert von 48 aus dem Jahr 2000. Gleiches gilt für die relative Bewertung: Wurde der Sektor um die Jahrtausendwende um bis zu 120 Prozent teurer gehandelt als der Gesamtmarkt, liegt der Aufschlag derzeit bei nur 25 Prozent.
 
Auch sind die IT-Unternehmen inzwischen deutlich profitabler: Eigenkapitalrenditen und Gewinnmargen liegen heute bei durchschnittlich 32 beziehungsweise 24 Prozent. Vor 20 Jahren kamen die Unternehmen jeweils nur auf zwölf beziehungsweise zehn Prozent. Entsprechend halten sich meine Sorgen vor einer weiteren Tech-Bubble in Grenzen. Bei möglichen Rücksetzern, etwa aufgrund steigender Zinsen oder Spekulationen über Steuererhöhungen in den kommenden Monaten, würde ich deshalb eher über Zukäufe nachdenken.

Indien: Coronavirus-Hoffnung treibt die Börse

Seit seinem Zwischentief vom 20. April hat Indiens Aktienleitindex BSE Sensex in Euro 15,3 Prozent zugelegt und damit den MSCI Asien ex Japan um 14 Prozentpunkte hinter sich gelassen. Zum Wochenausklang erreichte er zwischenzeitlich sogar einen neuen Höchststand, nachdem große Technologieunternehmen für das vergangene Quartal im Schnitt über Gewinne berichtet hatten, die um drei Prozent höher lagen als von Analysten im Mittel erwartet. Weiterhin rückläufige Infektionszahlen sowie aktuell rund vier Millionen neue Covid-19-Impfungen pro Tag dürften in den nächsten Wochen für weitere Lockerungen und eine zunehmende Normalisierung der Wirtschaft sorgen. Für die kommenden zwölf Monate wird ein Wachstum der Unternehmensgewinne von gut 30 Prozent erwartet, immerhin rund zehn Prozent über dem Durchschnitt der asiatischen Schwellenländer. Für die darauf folgenden zwölf Monate werden zwar nur noch 14 Prozent prognostiziert, was aber immer noch sehr beachtlich wäre, weil dann der Basiseffekt eines schwachen Vorjahresergebnisses weg fällt. Allerdings ist die indische Börse mit einem für die nächsten zwölf Monate erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 auch höher bewertet als die Schwellenländer Asiens (Durchschnittswert: 15), sodass die weitere Kursentwicklung durchaus etwas weniger dynamisch verlaufen dürfte als in den vergangenen Wochen.

Südkorea setzt auf Wasserstoff

Bis 2050 rechnen Analysten mit einem globalen Jahresumsatz für Brennstoffzellen auf Wasserstoffbasis (H2) von 2,5 Billionen US-Dollar. Südkorea will mit einem ambitionierten Plan bis 2040 die Weltmarktführung bei der Produktion von Brennstoffzellen und H2-angetriebenen Kraftfahrzeugen übernehmen und dabei rund 35 Milliarden US-Dollar zusätzliche Wertschöpfung generieren. Die Produktion von H2-Fahrzeugen soll von über 67.000 Stück im kommenden Jahr auf 2,9 Millionen im Jahr 2040 ausgeweitet werden, während das H2-Tankstellennetz auf landesweit 1.200 Stationen ausgebaut wird. Mit einer Verzehnfachung des H2-Angebots von 2022 bis 2040 auf dann rund 5,3 Millionen Tonnen pro Jahr könnte sich der Preis auf umgerechnet rund 2.700 US-Dollar pro Tonne halbieren. Profiteure dieser Wachstumsinitiative dürften Hersteller von Brennstoffzellen, Energieunternehmen sowie Südkoreas Autobauer und deren auf H2-Technik spezialisierte Zulieferer sein. Die Autobranche steht für rund zehn Prozent des koreanischen Aktienmarktes. Südkoreas Börse ist mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von zwölf für die kommenden zwölf Monate günstig bewertet.

Europas Chemiebranche: Normalisierung erwartet

Europäische Chemieunternehmen dürften in den kommenden Wochen überwiegend gute Quartalsergebnisse vorlegen. Dafür sprechen die hohe globale Nachfrage sowie noch niedrige Lagerbestände, die es den Konzernen ermöglichen, Preissteigerungen durchzusetzen. Experten schätzen jedoch, dass sich Anleger auf die Geschäftsausblicke der Unternehmen konzentrieren werden, weshalb selbst überraschend gute Quartalszahlen nur geringfügige Marktreaktionen auslösen könnten. Denn im bisherigen Jahresverlauf haben die Chemiekonzerne vielfach angedeutet, dass sie ab dem zweiten Halbjahr mit einer Normalisierung der Geschäftslage rechnen. Dies hat Anleger vor dem Hintergrund etwas schwächer ausfallender Konjunkturdaten zuletzt verunsichert. Geben sich die Konzerne optimistischer als bisher, besteht kurzfristiges Kurspotenzial, vor allem bei Aktien von Unternehmen, die Chemikalien für zyklische Märkte wie das Baugewerbe oder die Automobilindustrie produzieren. Mittelfristig dürfte jedoch das vergleichsweise hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21,6 die Outperformance begrenzen.