Die US-Notenbank Fed fokussiert sich bei ihrer Geldpolitik auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes, europäische Anlagenbauer melden sich dieses Jahr eindrucksvoll zurück, und eine Ankündigung von Xi Jinping veranlasst Anleger zu Gewinnmitnahmen bei Luxusaktien.
Normalisierung des US-Arbeitsmarkts in Sicht?
Die US-Notenbank will Leitzinserhöhungen erst dann in Erwägung ziehen, wenn sich der Arbeitsmarkt in den USA in Richtung Vor-Pandemie-Niveau erholt hat. Eine Umfrage der New Yorker Fed weist jedoch darauf hin, dass Ungleichgewichte am Arbeitsmarkt eher auf einem mangelnden Angebot an Arbeitskräften als an Arbeitsplätzen beruhen könnten. 80 Prozent der befragten Firmen im Dienstleistungsbereich beziehungsweise 88 Prozent aus der Industrie, die Arbeitsplätze offeriert hatten, berichten aktuell über Schwierigkeiten, diese zu besetzen. Seit Mai ist die Zahl der Bewerber um etwa 40 Prozent geschrumpft, weshalb Stellen momentan nur zu höheren Gehältern wieder besetzt werden können, was nicht für jedes Unternehmen finanzierbar ist. Weil im Herbst pandemiebedingte zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen für Arbeitslose auslaufen, sollte das Angebot an Stellensuchenden dann aber wieder wachsen und der Arbeitsmarkt ins Gleichgewicht zurückfinden. Dies sollte es der Fed ermöglichen, ihre stark expansive Geldpolitik im kommenden Jahr allmählich zurückzuführen.
Europäische Anlagenbauer: starkes Gewinnwachstum erwartet
Im Spannungsfeld einer sich erholenden globalen Nachfrage und gestiegener Erzeugerpreise meldeten sich europäische Anlagenbauer dieses Jahr eindrucksvoll zurück. Nachdem die Gewinne des Sektors 2020 im Vergleich zum breiten europäischen Markt über 40 Prozent einbüßten, fällt die Erholung nun umso imposanter aus. 73 Prozent Gewinnplus gegenüber dem Vorjahr soll die heimische Investitionsgüterbranche laut Analysten dieses Jahr verbuchen. Angesichts einer positiven Margenentwicklung sowie starker Absatzmärkte – angeführt von der Auto-, der Lastkraftwagen- und der Lebensmittelindustrie – ist diese Aussicht nicht verwunderlich. Entsprechend ist der Sektor mit einem für 2021 erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24 auch deutlich teurer bewertet als der breite europäische Markt. Zwar stellen für die kurzfristige Kursentwicklung die aktuell wieder aufflammenden Infektionszahlen ein hohes Risiko dar. Getreu dem Motto „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ sehe ich allerdings den globalen Bedarf an Investitionsgütern als ungebrochen. Da anstehende Infrastruktur- und Klimaprojekte zusätzlichen Rückenwind schaffen, bietet die Branche trotz der hohen Bewertung interessante Anlagemöglichkeiten.
Gegenwind für Luxusaktien nur temporär
Der asiatisch-pazifische Raum hat im zweiten Quartal 2021 mit Umsatzzuwächsen von etwa 34 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 maßgeblich zu den guten Quartalsergebnissen der europäischen Luxusgüteranbieter beigetragen. Die Aktienkurse der Branche profitieren davon und entwickelten sich seit Jahresbeginn bis Monatsanfang um mehr als zehn Prozentpunkte besser als der europäische Gesamtmarkt. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 40 waren die Bewertungen jedoch nicht mehr niedrig. Infolge verschärfter Lockdown-Maßnahmen in Asien und der Ankündigung von Chinas Präsident Xi Jinping vergangene Woche, hohe Einkommen regulieren zu wollen, haben Anleger zuletzt Gewinne realisiert. Ich betrachte diese Entwicklung jedoch als vorübergehend. Sobald sich ein Ende der Corona-Restriktionen abzeichnet, dürften mit Öffnung der Geschäfte auch die Umsätze wieder anziehen. Interessierte Anleger könnten dann möglicherweise zu günstigeren Kursen einsteigen.
Eisenerzpreise unter Druck
Chinesische Stahlunternehmen dürften im zweiten Halbjahr wegen Produktionsbeschränkungen rund zehn Prozent weniger herstellen als im ersten Halbjahr – was die Nachfrage nach Eisenerz reduziert. Deshalb haben die Eisenerzpreise von ihren Ende Juni erzielten Allzeithochs rund 30 Prozent nachgegeben. Sie notieren damit aber immer noch deutlich über dem langjährigen Durchschnittsniveau und könnten durch weiter steigende Nachfrage aus den USA und aus Europa unterstützt bleiben. Dies käme den Titeln der führenden Produzenten zugute, die im ersten Halbjahr einen Anstieg der Gewinne pro Aktie von mehr als 150 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 verzeichneten. In das derzeitige Kursniveau der führenden Eisenerzproduzenten sind bereits Preisrückgänge des Grundstoffs von aktuell rund 160 US-Dollar je Tonne auf 80 US-Dollar eingepreist, was viele Analysten für zu pessimistisch halten. Deren Titel könnten somit aktuell unterbewertet sein und Erholungspotential besitzen.
